A.C.I.C.-Sector-Grade
Sinkende Ausfallsrisiken in Metall- und Transportbranche – doch Lieferketten und Preissteigerungen bergen Zündstoff
Wie der aktuelle A.C.I.C.-Sector-Grade-Report zeigt, sind die globalen Risiken für Forderungsausfälle bei Geschäftskunden im 3. Quartal in der Metall- und Transportbranche am stärksten gesunken. Doch globale Lieferkettenprobleme machen sich zunehmend auch in Österreich bemerkbar. Jüngstes Beispiel ist die Millionen-Pleite eines Kärntner Photovoltaikmodule-Herstellers. Zudem führen die gestiegenen Einkaufspreise für Rohstoffe zu einem bislang kaum beachteten Abschreibungsrisiko in den Bilanzen, wie A.C.I.C.-Geschäftsführer Peter Androsch erklärt.
Österreichs führende Kreditversicherungsmaklergesellschaft A.C.I.C. hat die Länder- und Branchenrisiko-Berichte der großen Kreditversicherer im 3. Quartal 2021 unter die Lupe genommen und in den A.C.I.C-Sector-Grade-Report einfließen lassen. Demnach sind für Lieferanten die Gefahren für Forderungsausfälle in der globalen Metall-, Transport-, Chemie- und Einzelhandels-/Konsumgüter-Branche gegenüber dem vorherigen Quartal am stärksten gesunken. Anhand einer Skala von 1 (niedrigstes Risiko) bis 4 (hohes Risiko) gibt es bei Geschäftskunden aus der Elektronik- (2,09) und Agrarbranche (2,05) die geringsten Risiken, dass die auf Ziel gekauften Güter nicht beglichen werden können. Die höchsten Risiken bergen die Textil- (3,01), Dienstleistungs- (3,36) und – trotz Rückgang – auch noch immer die Transportbranche (3,17).
Erste Insolvenzen in Österreich durch Lieferkettenprobleme
„Relativ große Sorgen bereiten uns derzeit die anhaltenden globalen Lieferkettenprobleme, weil die negativen Auswirkungen zunehmend auch in Österreich spürbar sind“, erklärt Peter Androsch, Geschäftsführender Gesellschafter vom Austrian Credit Insurance Counsel (A.C.I.C.). Jüngstes Beispiel ist die Insolvenz des Kärntner Photovoltaikmodul-Herstellers Energetica Industries mit ausstehenden Verbindlichkeiten von 24,9 Mio. Euro. Eine Fortführung des Betriebes wird zwar angestrebt, allerdings werden die Gläubiger laut Sanierungsplan voraussichtlich nur eine Quote von 20 Prozent erhalten. Das Unternehmen bezieht seine Maschinen und Grundstoffe aus China (Zellen, Rahmen, Glas…), wobei die Insolvenz in ursächlichem Zusammenhang mit dem Pandemie-bedingten Ausfall von Lieferketten steht.
Risiken für Abschreibungen beim Umlaufvermögen
Androsch gibt zudem zu bedenken, dass die temporären Lieferkettenausfälle in einigen Branchen auch bilanzielle Risiken in der Zukunft bergen: „Die Unternehmen sind derzeit gezwungen ihre Rohstoffe, Hilfs- und Ersatzteile zu hohen Preisen einzukaufen. Weil weitere Steigerungen nicht auszuschließen sind, stocken viele auch ihre Lagerbestände auf. Sollten die Einkaufspreise im kommenden Jahr wieder sinken, drohen daher Abschreibungen, die je nach Branche durchaus zu erheblichen Buchverlusten führen können“, erklärt der Experte.
Hohe Durchimpfungsrate führt nicht zwingend zu höherem BIP-Wachstum
Auch die Annahme, dass in Ländern mit besonders hohen Impfquoten das BIP-Wachstum besonders hoch ausfallen sollte, erachtet der Experte als trügerisch, auch wenn die steigende Impfbereitschaft zu begrüßen sei. „Russland hat zwar eine niedrige Impfquote, aber die BIP-Steigerung im Vergleich zum Zeitraum vor dem Ausbruch der Pandemie ist deutlich größer als in Deutschland mit einer vergleichsweise hohen Durchimpfungsrate“, analysiert Androsch. Die Gefahr für Forderungsausfälle ist in Deutschland im 3. Quartal 2021 gegenüber dem 2. Quartal 2021 allerdings immerhin etwas stärker gesunken als in Russland, wie der aktuelle A.C.I.C.-Sector-Grade-Report zeigt.