Zahlungsmoral 2020
Die Ergebnisse der Studien Austrian Business Check zur Zahlungsmoral vom KSV1870 und von Atradius zum Zahlungsmoralbarometer setzten sich mit der Entwicklung der Zahlunsgmoral auseinander. Finden Sie hier die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst:
Zahlungsverhalten Österreich 2020
Das durchschnittliche Zahlungsziel hat sich auf 18 Tage verkürzt, aufgrund dessen zahlen österreichische Unternehmen im Durchschnitt mit einem Zahlungsverzug von 6 Tagen ihre Rechnungen. 16,3% (ein Plus von 9,6%) geben an, dass die Zahlungsmoral der Firmenkunden sich aufgrund Covid-19 verschlechtert hat. Liquiditätsengpässe werden von 30,3% der Befragten, als Hauptgrund der Nichtzahlung angegeben, gefolgt mit 25,5% wegen der Corona-Krise.
Der Zahlungsmoralbarometer von Atradius zeigt ein anderes Bild. Das durchschnittliche Zahlungsziel lag in den vergangenen Monaten bei 42 Tagen in Österreich, welches eine deutliche Verlängerung gegenüber dem Wert der Vorjahresstudie von 31 Tagen darstellt.
Forderungsmanagement
Die Umfrage des KSV 1870 hat ergeben, dass 42,4% der Unternehmen bei 5% ihrer Rechnungen Forderungsmanagementmaßnahmen ergreifen müssen und bei 1,7% sind Maßnahmen für mehr als 30% der Rechnungen erforderlich.
Laut Atradius sind die Kosten für die Eintreibung offener Forderungen bei vielen österreichischen Firmen stark gestiegen. 41% gaben an, dass sie dafür deutlich mehr Kapazitäten bereitgestellt haben. 42% der befragten Firmen wollen eine Kreditversicherung abschließen, um die Maßnahmen einzudämmen.
In der untenstehenden Grafik ist das Zahlungsverhalten der Unternehmen, jeweils nach Branchen geordnet abgebildet.
Quelle: AUSTRIAN BUSINESS CHECK ZUR ZAHLUNGSMORAL 2020 by KSV 1870
In der nachfolgenden Grafik veranschaulicht der KSV1870 die Zahlungsfristen vom Jahr 2020, 2019 und 2018 im Vergleich zueinander.
Quelle: AUSTRIAN BUSINESS CHECK ZUR ZAHLUNGSMORAL 2020 by KSV 1870
Einfluss von Covid-19 auf die österreichische Wirtschaft
Die Auswirkungen von Covid-19 auf die österreichische Wirtschaft sind umfangreich. Eine Vielzahl an Unternehmen sind von der Covid-19 Krise betroffen. Konkret sind 14,6% sehr stark betroffen, 26,4% eher stark betroffen, 47,3% eher weniger stark betroffen und nur 11,6% überhaupt nicht betroffen. Auch die Entwicklung des Umsatzes im Vergleich zu 2019 zeigt diesen Einfluss. Der Umsatz ist bei 33,6% (im Jahr 2019: 45,9%) steigend, bei 29,9% (im Jahr 2019: 39,7%) gleichbleibend und bei insgesamt 36,5% (im Jahr 2019: 14,4%) rückläufig. Fast zwei Drittel der österreichischen Unternehmen meldeten spürbare Verkaufseinbrüche auf Grund der Pandemie.
Auswirkungen von Covid-19 auf das Zahlungsverhalten
Die Forderungsverluste in Prozent des Umsatzes bezogen auf das Jahr 2019 steigen von 1,7% auf 5,6% an. Das bedeutet einen durchschnittlichen Forderungsverlust des bisherigen Umsatzes im Jahre 2020 von 5%. Die Umstände wirken sich auf die Zahlungsmoral von Unternehmen aus.
Die Entwicklung der Zahlungsmoral seit Covid-19 ist eindeutig. Knapp 1/3 der Unternehmen erleben einen negativen Trend. Hier beschreiben 23,9% die Zahlungsmoral eher schlechter und 3,5% viel schlechter.
Die Corona-Pandemie führte bei jedem zweiten Lieferanten oder Dienstleister zu Liquiditätsengpässen. In der Atradius-Studie gaben 49% der befragten Firmen in Österreich an, dass sie in den letzten Monaten Schwierigkeiten hatten, ihren Zahlungsverpflichtungen nachzukommen, welches deutlich mehr ist, als die 38% der Unternehmen in den anderen zwölf Ländern Westeuropas.
Die nachfolgende Grafik veranschaulicht die konkreten Gründe für den Zahlungsverzug von Firmenkunden im Jahre 2020. Die Auswirkungen von Covid-19 befinden sich mit 25,5% in den Hauptgründen.
Quelle: AUSTRIAN BUSINESS CHECK ZUR ZAHLUNGSMORAL 2020 by KSV 1870
Auswirkungen auf Europas Unternehmen
In Westeuropa stieg laut Atradius die Zahl der am Fälligkeitstag noch nicht bezahlten Rechnungen in den vergangenen Monaten auf 47% - ein Anstieg um zwei Drittel gegenüber dem Vorjahr. In Osteuropa stiegen sogar die verspäteten Zahlungen um mehr als drei Viertel und zwar auf 45%. Der Anteil der Außenstände am Gesamtumsatzvolumen, der nicht eingetrieben werden konnte liegt in Westeuropa bei 7% (im Jahr 2019: 2%) und in Osteuropa bei 6% (im Jahr 2019: 1%).
Der durchschnittliche DSO-Wert: In Westeuropa liegt der Wert bei 98 Tagen und in Osteuropa bei 103 Tagen, dieser stieg bei mehr als 90% der Unternehmen.
Die österreichische Wirtschaft nach Covid-19
39,7% der Unternehmen sehen eine Marktbereinigung, bei der nur sich die finanzstarken Teilnehmer behaupten werden. 39,2% prognostizieren eine langanhaltende Hochzahl an Arbeitslosen und 31,1% erwarten erhöhte Schwierigkeiten im KMU-Bereich. Damit einhergehend sagen 24,4% vermehrte Zahlungsausfälle für die Zeit nach Covid-19 voraus.